Der erste Schock: Sami Khedira hat es in der ARD doch bis ins Achtelfinale geschafft. Das musste nicht sein. Und weit und breit kein Bommes, wenn man ihn mal braucht.

Der Abend steht im Zeichen zweier Mannschaften, die seit Jahren auf dem grünen Rasen und hohem Niveau für Aufregung und Überraschungen sorgen, Portugal und die Schweiz. Für beide wäre das Viertelfinale ein Erfolg, ich traue den Schweizern mehr zu, Portugal geht in Führung. Leider ist heute kein Yann Sommertag und die Portugiesen erhöhen mühelos auf 4:0, Endstand 6:1.
Jetzt wartet Spanien-Bezwinger Marokko im Viertelfinale.

 

In der SZ stand heute zum Thema Ego und Bedeutungshoheit eines Cristiano Ronaldo kurz und treffend, dass für einen Cristiano Ronaldo nur von Wert ist, was ein Cristiano Ronaldo über Cristiano Ronaldo denkt. Tja, so kennen wir die SZ, und Cristiano Ronaldo.
Letztes Beispiel für seine öffentlich inszenierte Selbstverliebtheit war der Versuch, ein Tor bei dieser WM für sich zu reklamieren, bei dessen Vollendung er den Ball bestenfalls im Vorbeiflug mit einer Gel-gestärkten Haarspitze gestreichelt hatte. Peinlich, aber nur eine weitere Kerbe in dem Holz, das er für die Messlatte seines Genies hält.
Bei ManU rausgeschmissen, für Portugal Auswechselkandidat, scheint es CR7 langsam zu dämmern, dass sein Stern verblasst. Saudi-Arabien ist jetzt im Gespräch, um diese seltene Karriere in die Rente zu begleiten. Sofern es Cristiano Ronaldo gefällt.

Spanien ist raus. Wer in 120 Minuten inklusive Elfmeterschießen nicht einen Ball ins Netz bringt, scheidet aus. Weil dieses Spanien einfach nicht so groß und gut ist, wie es im Vorfeld gemacht wurde. Und weil der Gegner Marokko heißt. Die Hoffnung eines ganzen Kontinents, ach was, der ganzen Fußballwelt liegt auf den Löwen vom Atlas. Wann wird es endlich ein Finale geben, in dem nicht nur Teams aus Südamerika und/oder Europa stehen?

Puh, mein lieber Herr Gesangsverein und Vizeweltmeister, das war ein hartes Stück Arbeit. Nach einem glanzlosen Match kämpft sich Japan mit viel Herz bis ins Elferschießen, um dann dreimal an Kroatiens Keeper Livaković zu scheitern. Allein Asano (!) trifft für die Japaner vom Punkt. Jetzt aber ab nach Hause, der Abstiegskampf wartet. Ein Tor im Ruhrstadion wäre die Steigerung von fällig, nämlich überfällig.

Beim Abendspiel bittet Brasilien das Team von Südkorea zum Tanz. Die erste positive Nachricht: Das Traumduo Béla Réthy und Sandro Wagner dribbelt uns wieder ihren feinen Mix aus soliden Analysen, unverzichtbaren Fakten und launigen Kommentaren auf die Wohnzimmercouch. O-Ton Sandro Wagner: „Ich leg mich mal früh im Spiel fest, heute ist eine Überraschung drin.“
Da schießt der ex-Stürmer aber um Schamhaaresbreite vorbei, die Party geht los, zwei Torschüsse, zwei Tore, nach zwölf Minuten hat Südkorea den Caipirinha schon auf. Richarlison setzt noch einen drauf: Hatte er schon mit seinem Flugvolley gegen Serbien das bislang schönste Turniertor erzielt, macht er sich in der 29. Minute nach einer unglaublichen Ballstafette mit dem 3:0 für Brasilien unsterblich. Gänsehautentzündung. Nach einem weiteren Gegentreffer torkeln die „Taegeuk Warriors“ zum Pausentee.
Die zweite Hälfte ist dann nur noch Ergebnisverwaltung von beiden Seiten, die einen müssen nicht mehr, die anderen können nicht mehr, außer den Ehrentreffer.
Mit Südkorea verabschiedet sich auch das letzte Team aus Asien von diesem Wettbewerb.

Murat Yakin, Trainer der Nati

Zum dritten Mal hintereinander schafft die Schweiz das Achtelfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft und hierzulande fragt sich jeder: Wie machen die das? Nationaltrainer Murat Yakin hat’s vielleicht nicht erfunden, aber erfolgreich fortgeführt. Gegen Portugal am Dienstag darf man sich berechtigte Hoffnungen aufs Weiterkommen machen.
Korrektur in eigener Sache: Vor ein paar Tagen wurde an dieser Stelle Polens Keeper Szczesny als bester Torhüter des Turniers bezeichnet. Das wäre er auch, wenn es keinen Yann Sommer gäbe. Die Schweizer Nummer Eins gehört seit Jahren zu den Besten der Welt, und das auch im Winter, Punkt

Die fünfte (und vermutlich letzte) Staffel der Misserfolgs-Serie „Messi und der Goldpokal“, die 2006 beim Sommermärchen begann, soll in diesem Jahr nun endlich mit dem ersehnten Happy End auslaufen. Die weltweite Fangemeinde hockt voller Ungeduld vor den Empfangsgeräten. Im Achtelfinale wartet allerdings mit den Käsigen ein schwerer Brocken. Vamos.
Als weitere Begegnung steht bisher auch der Klassiker England gegen Frankreich fest. Wenn ich jemals noch mal Geld auf eine Fußballmannschaft setzen würde, dann auf dieses französische Team. Und gegen England erst recht. Ich lass es aber, shit happens.

Almuth Schult, ARD-Fachfrau

Die Vorrunde dieser umstrittensten WM der Geschichte ist Geschichte. Die Favoriten haben sich durchgesetzt, dazu England und einige der üblichen Glanzlichter wie Marokko, Senegal oder Japan. Dass Deutschland als „schmückendes Beiwerk“ nicht dazugehört, hat auch damit zu tun, dass die Mannschaft immer wieder in einen unerklärlichen Sekundenschlaf fiel, der regelmäßig zu Gegentoren führte. Mund abwischen, nach vorne schauen, jetzt beginnt das Turnier erst richtig. Meine Hoffnung ist, dass Sami Khedira als Sprechblase der ARD nur Vertrag für die Vorrunde hatte und Christoph Kramer und Almuth Schult ein eigenes WM-Studio bekommen.

Lawrence Ati Zigi, Torhüter von Ghana
(Quelle: 11 Freunde)

Waren Gruppenspiele einer Fußball-Weltmeisterschaft schon jemals so spannend wie diese Woche? Wo ein Tor die gesamte Reihenfolge verändern kann, wo jeder jeden schlagen kann und bis zur letzten Sekunde gezittert werden muss? Reinster Nervenkitzel, der sich in unbeschreiblichen Jubel oder tiefste Niedergeschlagenheit Bahn bricht.
Dass der Urugayer Suárez mit allen Abwassern gewaschen ist, weiß man mittlerweile. Wie er aber nach Spielende auf der Bank versucht, seine Enttäuschung über das Ausscheiden durch Heulkrämpfe zu demonstrieren, war übelstes Schmierentheater. Er selbst scheint von seinen schauspielerischen Fähigkeiten auch nicht besonders überzeugt und stülpt sich vorsichtshalber ein Trikot über den Kopf. Jämmerlich.
Addo, Zigi, Fatawu, ene mene miste, raus bist du. Dabei hatte ich es den sympathischen Ghanaern in der Gruppe H am meisten gewünscht.