Archiv für Kategorien:

„Da kommt Messi! Doch da steht Szczesny!“, brüllt mir Oliver Schmidt vom ZDF entgegen. Am besten Torwarts dieses Turniers liegt es heute nicht, sein direktes Duell gegen Messi hat er gewonnen inklusive gehaltenem Elfer, das Spiel verloren. Während der Argentinier jedoch immer wieder für Unruhe in den gegnerischen Reihen sorgt, ist vom polnischen Stürmerstar Robert Lewandowski 90 Minuten lang nichts zu sehen. Da muss gegen Frankreich im Achtelfinale aber mehr kommen.

Die Einstellung hat schon mal gestimmt gegen Spanien und das über die gesamte Spieldauer. Wenn alle auf dem Platz am Donnerstag 100 Prozent bringen, wird CR11 kein Stolperstein, kein zweites „Südkorea“, allerdings nur mit spanischer Schützenhilfe.

DIE AUFSTELLUNG

Im Tor ist MANU NEUER unantastbar, auch wenn seine Rolle bei zwei der drei Gegentore zumindest diskussionswürdig ist.
Erhebliche Probleme in der Abwehr und vorne die wenigen Chancen ungenutzt lassen, ist laut TV-Experte Sandro Wagner, der mittlerweile wie ein 70er-Jahre-Softporno-Darsteller rüberkommt, „eine ganz schlechte Mischung“. Da hat er recht.
RÜDIGER ist gesetzt, SÜLE sicher auch, aber auf welcher Position? SCHLOTTERBECK ist eine Option mit Biss, muss sich aber deutlich steigern, das ist noch nicht der Mann der vergangenen Saison in Freiburg. Man sollte mal bei Meister Streich nachfragen, woran das liegen könnte.
Die Außen sind ein Problem, KEHRER nicht die erhoffte Verstärkung, RAUM hat die richtige Mentalität, wirkt mitunter aber etwas überhastet und unreif und hat gegen Spanien kaum Impulse nach vorne gebracht. Auf ihn wetten würde ich nicht, er kann sich aber vielleicht noch zur benötigten Topform steigern. Experimente mit GINTER und GÜNTER in der Anfangsformation sehe ich eher kritisch, Rotationen dienen nicht der Sicherheit, die Abwehr muss endlich stehen. Für einen von beiden ist vielleicht aber doch Platz, zumindest als Einwechselspieler.
An GORETZKA und KIMMICH führt kein Weg vorbei, wobei unser Chef-Sechser unbedingt noch ˋne Schippe drauflegen muss. Die Ecken sollte er anderen überlassen, scheißer als JK geht gerade nicht. GÜNDOGAN versucht im Mittelfeld zu lenken, macht nach vorne und hinten gute Sachen, hat aber, wie KIMMICH, zu wenig Kontrolle im Mittelfeld.
HOFMANN hat zweimal gespielt, ohne, dass es einer gemerkt hätte. Auch MÜLLER scheint verzichtbar, weil kaum am Spiel beteiligt. Den gegnerischen Torwart permanent anzulaufen ist jedenfalls kein ausreichendes Jobprofil für einen Stammstürmer. Vielmehr hat auch GNABRY nicht bewirkt, von HAVERTZ ganz zu schweigen. Von Ice-Kai kann man so viel mehr erwarten. Die beiden wirken, als wären sie lieber woanders. Auswechselbank?
MUSIALA ist jetzt schon mit 19 Jahren alternativlos, FÜLLKRUG hat auf jeden Fall den Spirit, bei SANÉ versagen sogar die besten Wahrsager. Macht er, macht er nicht?
Auf der Bank sitzen noch ein paar Männer mehr, die Fähigkeiten haben um Spiele zu entscheiden. Warten wir ab, welchen Pfeil der Hansi noch aus dem Köcher zieht. Vertrauen könnte ein wichtiger Faktor sein. Fitness, Bereitschaft, Herz auf jeden Fall. Es wird die Aufgabe von Coach Flick sein, aus diesem Gemenge endlich ein ernstzunehmendes und durchschlagkräftiges Team auf den Platz zu stellen. Vom Titel spricht ja keiner, aber das Achtelfinale sollte doch Pflicht sein.

Wer hätte das gedacht? Jetzt darf doch mitten in Katar eine Frau bei einer FIFA-Weltmeisterschaft zum ersten Mal in der Geschichte ein Herrenspiel pfeifen. Sachen gibts…  Stéphanie Frappart heißt die Auserwählte und wird am Donnerstag unseren Jungs die Flötentöne beibringen.

Am Abend laufen zwei Partien mit Pfiff parallel: Wales-England und Iran-USA würde ich mir auch beide anschauen. Die ARD entscheidet sich sicher nicht allein wegen des sportlichen Genusses gegen britische Inselrivalitäten und für die große Weltpolitik und überträgt den „Kampf der Systeme“.
Diese Paarung endete 1998 bei dem Turnier in Frankreich übrigens mit dem Siegtor des späteren Bochumers Mehdi Mahdavikia 2:1 und war der erste WM-Sieg des Irans.

Ich freu mich, Senegal ist weiter, und das ohne ihren vermeintlich besten Sadio Mané. Dafür mit dem für mich heimlichen Star Aliou Cissé, der als Teamchef seine Mannschaft sicher durch die Gruppenphase geführt hat. Sympathisch.

https://youtu.be/bs62s3AeFnA

Drei Spiele, zwölf Tore, und eins davon hat Brasilien gemacht. Ohne ihren Über-Neymar kommt die Zuckertruppe aber nicht richtig in Schwung. Der hat schon wieder Aua und ist nicht mal im Stadion. So muss das Team der „Namenlosen“ selbst ran und braucht über 80 Minuten, um den Schweizer Riegel zu knacken.
Der Rest ist Feierabend. Portugal und Uruguay können heute Abend bei mir kein Fünkchen Interesse wecken.

Letzte Woche wurde viel über Zeichen diskutiert, ihre Bedeutung, ihre Legitimität und manches mehr. Gerade, als sich das ganze Gerede zu beruhigen scheint, stelle ich fest, dass jetzt offenbar jeder einzelne Spieler sein eigenes Zeichen setzen kann und setzt. So salutiert der Südkoreaner Kwon mit versteinertem Gesicht bei der Hymne, als sei er an der heimatlichen Nordgrenze beim morgendlichen Lagerappell. Mindestens befremdlich. Da lässt sich Brasiliens Keeper Alisson eine Thomas-Magnum-Gedächtnis-Rotzbremse stehen, um ein Projekt zu unterstützen, das Männer an ihre Vorsorgeuntersuchung erinnern soll. Mindestens großartig. Aktuell hat es sich aber schon wieder ausgeschnäuzert. Was soll uns das sagen?
Nicht zu vergessen, was sich Cristiano Ronaldo im ersten Gruppenspiel gegen Ghana genussvoll aus der Scham pulte und anschließend in den Mund steckte. Was sollte DAS? Was war DAS? Wo gibts DAS?
Was dürfen wir noch erwarten?

Spanien startet flott, hat mehr Ballbesitz, erspielt sich erste Chancen, aber unsere Elf kämpft sich ins Spiel, die erhoffte Reaktion. Nach 20 Minuten hat man das Gefühl, dass jederzeit auf beiden Seiten irgendwas passieren kann, Rüdigers Kopfball-Wumms ist aber Abseits. Unsere Außenverteidiger Raum und Kehrer sorgen immer wieder für Aufregung vor dem Tor, leider meistens vor dem eigenen. Mit einem letztendlich verdienten Unentschieden gehts in die Pause.
Nach einer Stunde patzt Kehrer zum wiederholten Male, Rüdiger steht nicht da wo er immer steht, Süle kommt zu spät und Neuer geht schon wieder früh in die Knie, 0:1 durch Morata. Nach 70 Minuten hat Hansi Flick endlich ein Einsehen und wechselt. Das zahlt sich aus. Sané und Füllkrug sorgen für frischen Schwung und die Nationalzahnlücke macht tatsächlich kurz vor Schluss den etwas glücklichen und wunderschönen Ausgleich. Ein hartes Stück Arbeit und ein Hoffnungsschimmer für das abschließende Match gegen Costa Rica.