Statt des letzten Viertelfinales zwischen Frankreich und England gibts am Samstagabend als Kontrastprogramm eine vorweihnachtliche Risikoveranstaltung. Eine ganz ansehnliche Menge Ü50 trifft sich in der Essener Grugahalle, um einem Album zu huldigen, das auch schon fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat: das komplette Meisterwerk „The Lamb Lies Down On Broadway“, dargeboten von der Genesis-Coverband „The Musical Box“ (Foto oben). Bedauerlicherweise hatte ich die Original-Show damals als Teenager verpasst und hoffte insgeheim, auf diesem Wege meine nostalgische Wehmut lindern zu können. Ich wurde nicht enttäuscht. Begleitet von dezentem Licht und einer ansprechenden Dia-Show beschwört die Band mit Leidenschaft fürs Werk und zum Detail verschüttete Erinnerungen beim Zuhörer herauf. Vor allem aber schafft es Sänger Denis Gagné mit seiner Performance und einer Stimme, die dem Original Peter Gabriel oftmals beeindruckend nahe kommt, die Brücke zum Publikum zu schlagen. In den schönsten Momenten ist die Illusion geradezu perfekt, eine zweieinhalbstündige Zeitreise zu meinem 16-jährigen Ich. Höhepunkt der Show ist aber das namensgebende Monumentalstück „The Musical Box“, das in einem gewaltigen Finale endet. Wow! Bescherung für die Baby Boomer, als das Licht wieder angeht zufriedene Gesichter überall. Jetzt nichts wie nach Hause, einen Becher Pfefferminztee schlabbern und ab ins Bett.