…aber was ist hansiflick?
…aber was ist hansiflick?
Auf dem Papier ist Belgien Favorit gegen Kanada, tatsächlich entwickelt sich aber ein Spiel auf Augenhöhe (eine Bemerkung, die im Spiel Deutschland-Japan mehr als unpassend gewesen wäre), was nicht zuletzt am unermüdlichen Einsatz der Canucks liegt. Wer allerdings seine Chance vom Punkt nicht nutzen kann oder die Chance dazu gar nicht erst erhält und eine Bude kassiert, verliert. Das belgische Frittenfett der goldenen Generation brutzelt aber längst nicht mehr so heiß wie noch vor einigen Jahren.
Schönen Abend.
Spanien macht direkt Ernst gegen Costa Rica. Ist das denn nötig? Ich finde schon. Sieben Buden gegen Navas sind dann doch mehr als nicht schlecht. Schweinibasti schwafelt im TV davon, dass Schland Spanien schlagen kann. Schaun wir mal. Das wird auf jeden Fall ein Spaß am Sonntag, wir stehen schon im Endspiel. Das mach uns erst mal einer nach.
Und sonst so? Stell dir vor, es ist Sieg und nur die anderen feiern. Schon Sepp Herberger hat gesagt, dass die Leute ins Stadion gehen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Diesen Eindruck hat man heute eigentlich gar nicht, ein Highlander-Spiel („Es kann nur einen (Sieger) geben“) und trotzdem tanzen am Ende die Japaner übers Feld. Weil „unser“ Bochumer Blindfisch Asano aus unmöglichem Winkel „unseren“ Manu Neuer ganz alt aussehen lässt. Ich hab Schnappatmung. So etwas erlebt man nur einmal im Leben, Asano auch.
MANUEL NEUER: zwei Weltklasse-Paraden auf der Linie sind nicht genug, bei Asanos unerklärlichem Geistesblitz lässt MN1 die kurze Ecke offen
ANTONIO RÜDIGER: der heimliche Chef im Team und einer der wenigen mit Normalform, also super, herrlich, wie er in einer Szene im Traberstil Asano abläuft
DAVID RAUM: erste Halbzeit hui, zweite Halbzeit pfui
NIKLAS SÜLE: macht was er soll, solide und souverän
NICO SCHLOTTERBECK: wenig Licht, und Schatten
JOSHUA KIMMICH: der Boss kann besser
ILKAY GÜNDOGAN: organisiert, treibt nach vorne, gut in der Defensive, trifft Tor und Außenpfosten
THOMAS MÜLLER: bemüht und glücklos, hat es sich schon augemüllert?
JAMAL MUSIALA: der kann so tolle Sachen, macht er auch, wirkt aber leicht überfordert
KAI HAVERTZ: der kann auch so tolle Sachen, ist aber meistens einen Schritt zu langsam, im Abseits oder woanders
SERGE GNABRY: führt 90 Minuten seine Frisur spazieren
JONAS HOFMANN: ach, echt, eingewechselt, für wen?
LEON GORETZKA: man spürt seinen unbedingten Willen, scheut keinen Zweikampf, setzt Kopfball und Schuss knapp neben die Pfosten, eine Führungspersönlichkeit
MARIO GÖTZE: zwei, drei Impulse, mehr nicht, trotzdem schön
NICLAS FÜLLKRUG: zweites Länderspiel, ein Kopfball, null Effekt
YOUSSOUFA MOUKOKO: jüngster Spieler im Team
HANSI FLICK: alles richtig gemacht?
Die erste faustdicke Überraschung im Wettbewerb ist heute Vormittag zu bestaunen, als Saudi-Arabien als krasser Außenseiter Argentinien mit 2:1 zum Duschen schickt. Respekt.
Keine Tore fallen in den Partien zwischen Dänemark, einem „frechen Tunesien“ (Kicker-Ticker), Mexiko und Polen. Einziger Höhepunkt bleibt ein verschossener Elfer von Robert Lewandowski. Immerhin.
Zum Abschluss eines langen Fußballtags zaubert sich der amtierende Weltmeister Frankreich gegen die Down Underdogs zu einem mühelosen 4:1-Sieg. Erwartbar.
Das Sprüchlein des Tages liefert gestern DFB-Rampensau Olli Bierhoff. Es beklagt nicht den Mangel an Hygieneartikeln im Mannschaftshotel, sondern ist eine kauzig-trotzige Reaktion auf den FIFA-Beschluss, nicht die „One Love“-Blindenbinde zu erlauben. Hätte man doch vorher mal in den Regelkatalog des Weltfußballverbands geschaut. Oder, wie es abends im TV der ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe auch dem letzten D(FB)eppen völlig einleuchtend erklärt: Wer „A“ sagt (und so eine Protestbinde ins Leben ruft), sollte auch bereit sein „B“ zu tun. Darauf hat der DFB aus Angst vor Konsequenzen dann doch verzichtet und sein Schwänzlein eingezogen, und so zeigt das einzig starke Zeichen des Tages die iranische Nationalelf, die aus Protest über die Zustände in ihrer Heimat das Mitsingen der Hymne verweigert. Wer übrigens Fußballer (m/w/d) mit „Eiern“ sehen will, dem empfehle ich die Doku „Born for this“ über die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Aber das nur am Rande.
Das erste leckere Appetithäppchen serviert am Nachmittag dann Frenkie de Jong im Spiel gegen den Senegal mit seinem Zuckerpässchen, das zum 1:0 führt, Endständchen 2:0. So werden unsere orange-bunten Nachbarn ganz, ganz weit kommen, um dann rechtzeitig das Finale im Kreise ihrer Liebsten auf dem heimischen Sofa genießen zu können.
Am Abend läuft dann noch das Spiel der zwei verschiedenen Halbzeiten zwischen USA und Bales (irgendwie liest es sich komisch, aber es MUSS doch Bales heißen, oder?), das mit einem verdienten Unentschieden endet.
Foto: DFBDas zweite Turnier-Spiel startet mit der längsten Halbzeit der WM-Geschichte aufgrund der Verletzung von Irans Keeper Beiranvand. Nach dessen Auswechslung ist es Bellingham, der den Torreigen für den ewigen „Titelaspiranten“ England eröffnet und die eigenen Fans zu zarten „Hey Jude“-Gesängen ermuntert.
Der Downer dann zur Halbzeit im Heute-Journal: Manu Nationale wird nicht mit der „One Love“-Kapitänsbinde auflaufen. Und zwar aufgrund der Androhung von Sanktionen seitens der FIFA. Dabei hatte Chef-Glatze Infantino doch vor kurzem noch auf einer Pressekonferenz „I feel gay“ in die Mikrofone gehaucht.
https://www.sportschau.de/fussball/fifa-wm-2022/video-wm-2022-infantino-ich-fuehle-mich-100.html
Zurück zum Sport: Die Dreameleven macht kurz nach der Pause mit dem 4:0 den Saka zu, nur um den tapferen Iranern drei Minuten später den Anschlusstreffer zu gönnen. Geht da noch was? Jo, 6:2 heißt es am Ende. Sieht so etwa Solidarität mit dem gebeutelten iranischen Volk aus? Nicht die feine englische Art.