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Quelle: DAZN

Dass die Kroaten aus einem anderen Holz geschnitzt sind als die hilf- und wehrlosen Südkoreaner zuvor, dürfte die Seleção im Matchplan berücksichtigt haben. Ungleich schwerer tut sich die brasilianische Elf dann auch und sieht sich immer wieder kroatischen Gegenangriffen ausgesetzt. Huch, das kannte Brasilien bisher noch gar nicht. Ein Nervenspiel entwickelt sich, ein einziger Fehler kann das Aus bedeuten. Für die Zuckerhütchen eine Katastrophe, Neymar hatte doch schon auf dem Hinflug nach Katar seine Shorts mit dem sechsten Stern gepostet und das gesamte Team nach dem Achtelfinale dem todkranken Fußballgott Pelé den Titel versprochen. Die Einstellung stimmt also, wären da nur nicht diese ungemütlichen Kroaten, die einfach kein Tor kassieren wollen. Und so kommt in diesem zähen Spiel, was kommen musste, Verlängerung. Es dauert bis zur 105. Minute, als sich Neymar durchs kroatische Schlüsselloch dribbelt und die Führung erzielt und mit seinem 77. Länderspieltor mit der Legende Pelé gleichzieht. Beachtlich. Nichtsdestotrotz verstehen die kroatischen Kicker keinen Spaß und versauen in der 116. Minute mit dem ersten echten Torschuss und Ausgleich die Stimmung. Penalty shootout. Und so geschieht, was niemand für möglich gehalten hätte, Brasilien verschießt zweimal und muss nach Hause. Kroatien und ihr 37-jähriger Anführer Luca Modrić stehen im Halbfinale.

Am Abend startet zwischen der Niederlande und Argentinien auch der Kampf der Generationen. Der älteste Trainer des Turniers (van Gaal) gegen den jüngsten, Lionel Scaloni. Auf dem Rasen passiert aber zunächst nichts Spektakuläres bis zur 35. Minute, als Messi einen traumhaften No-Look-Pass direkt auf den Fuß von Molina spielt, der das Leder nur noch reindrücken muss. In der zweiten Halbzeit wird dann überdeutlich, dass dieses holländische Team auch nur ganz kleine Broodjes backt, es findet keine Lücke im argentinischen Abwehrdickicht. Chancenlos. Messi erhöht per Elfmeter auf 2:0 und der Drops scheint gelutscht. Bis in der 82. Minute der Geh-Weghorst den Anschlusstreffer erzielt, und plötzlich wanken die Gouchos. Doch es kommt noch schlimmer: Mit seiner zweiten Bude in der zehnten Minute der Nachspielzeit schafft der ex-Wolfsburger auch noch den Ausgleich und erzwingt 30 Minuten Extrazeit. Eine Verlängerung des Willens und der Moral – weniger pathetisch geht nicht – und ein Elfer-Krimi, dessen Ende Argentinien tanzen lässt. Für Holland bleibt nur die Weihnachtsfeier.

…Spiele, bis auch dieses Turnier vorüber ist. Und nicht der Fußball wird Katar verändert haben, sondern – laut RTL-Printmedium STERN – Katar den Fußball. Bereits jetzt werden Gedanken laut, ob sich Europa mit seinen starken Landesverbänden inklusive der Milchkuh Champions League aus der FIFA verabschieden soll und kann. So darf es jedenfalls mit dem Weltfußball nicht weiter gehen und nach der WM ist vor der WM. 48 Teams werden es in vier Jahren in Kanada/Mexiko/USA sein, man muss befürchten, dass so etwas wie Team Katar sportlich kein Ausnahmefall bleibt. Zudem mehr Spiele, mehr Werbung, mehr Geld. Und dennoch werde ich keinen Tropfen Coca-Cola mehr trinken als bisher.
Politisch gibt dieser autokratische Sportverband FIFA schon jetzt vor, was geht und was nicht. Themen wie „Gleichberechtigung von Frauen“, „Gleichstellung von Homosexuellen“ oder internationale Menschenrechte sind nicht erwünscht. Immerhin sind Banner, Fahnen, Shirts und Armbinden mit Pro-Palästina-Bekundungen erlaubt. Nicht auszudenken, wenn sich aus irgendeinem Grund Israel für dieses Turnier qualifiziert hätte, wo schon ein ebensolches Fernsehteam auf offener Straße in Doha dumm angemacht wird.
DFB-intern sind Veränderungen nötig, neue Besen sollen für frischen Wind sorgen, nur Hansi flickt weiter. Nach Bierhoffs flottem Abgang muss ein ähnlich schneller Neuanfang her, in 18 Monaten haben wir die EM im Haus. Bobic ist zu lesen, Rangnick (eigentlich immer, egal, um welchen Posten es geht) und Sammer. Sammer? Wirklich? Interesse habe er jedenfalls schon bekundet, aber „nicht für jedes Amt“, er müsse schließlich noch „regelmäßig mit dem Hund gehen“. Soll er doch.