Platz 10
Wovenhand: 8 Of 9

Welch Albtraum: Horden toter Büffel, blutende Rosen, ein ölindustrieverseuchtes Land, mutierte menschengroße Heuschrecken und Frösche, totweisende Heugabeln und Sensen. Die zwischen Alternative Country und Americana zu verortende Band Wovenhand feiert die Apokalypse Amerikas. Tipp: Den Lautstärkeregler bis zum Anschlag drehen, zurücklehnen, Kippe an, Whiskey einschenken und dann den amerikanischen Untergang genießen. Hoffnung gibt es keine.

 

Platz 9
Lovetones: About The Girl

Kürzlich fuhr ich mit Jasper durch die Gegend und im Radio lief „Across The Universe“ und ich sang mit. Jasper fragte mich, ob ich „diesen alten Schleim etwa“ gut fände. Das hat mich schockiert: Beatles und alter Schleim. Ohne Beatles – Sgt. Pepper, Lucy In The Sky With Diamonds (LSD) etc. – wär doch die ganze Psychedelic Music nicht entstanden – versuchte ich einzuwenden, aber da hat er schon seinen Headset auf, hört neuen Anti-Schleim und schaut mich mitleidig an. Umso froher bin ich, dass es eine aktuelle australische Band mit typischem psychedelic Beatles-Sound & -Pictures gibt. Song und Video „About The Girl“ könnten musikalisch und bildlich direkt anschließen an „Strawberry Fields Forever“, als zweiter Satz sozusagen.

 

Platz 8
Björk – Atopos

Die trollige Island-Elfin hat wieder zugeschlagen. An der Grenze zur Atonalität, aber eben nicht über diese Grenze hinaus, so dass der Song auch für Freunde der Harmonien immer noch (so gerade) hörbar bleibt. Und in Sachen Kostüme schlägt sie ohnehin niemand in dieser oft zu grauen Welt. Love it or skip it.

 

Platz 7
Zola Jesus: The Fall

Es ist immer schön, eine Gothic Queen unter den TOP 10 zu haben. Diesmal ist es Zola Jesus, die mit schlafwandlerischem Schwebezustand und schweren Opern-Gesten „The Fall“ – den Niedergang – feiert. Allzuschön: Die fünf tanzenden Engel um sie herum.

 

Platz 6
S O H N: Segre

Nach fünf Jahren Pause gibt es endlich wieder chillige Elektrotöne von S O H N. Das Electronica- und Post-Dubstep-Duo Act aus London und Wien schickt zwei beeindruckend flexible Tänzerinnen in den weißen Loft (bitte nicht zu Hause nachmachen).

 

Platz 5
Editors: Heart Attack

Die britischen Indie Rocker legen mit ihrem siebten Album „EBM“ variantenreiche, sehr gut hörbare Songs zwischen Synthie Pop, Dark Wave und Hard Rock vor. „Heart Attack“ ist für mich das Video des Jahres. Und der Refrain hat Ohrwurmcharakter.

 

Platz 4
Flume feat. Caroline Polachek: Sirens

Dem australischen Electronica-DJ und Tausendsassa Flume ist gemeinsam mit der New Yorker Art-Pop-Größe Caroline Polachek ein großes Werk gelungen. Der Gesang der Sirenen, Töne aus einer anderen Welt. In der griechischen Mythologie locken die Sirenen durch betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer an, um sie zu töten. Hier scheint es eher so, als dass sie in den Untergrund steigt und ihn mit ihrem Gesang aus dem Wasser zieht. Ist das nun seine Rettung oder sein Untergang?

 

Platz 3
Chris Garneau: Ballard

Schon wieder eine Zumutung von dieser super Schwuchtel. Erst jammert und winselt er zwei Minuten darüber, (unglücklich) verliebt zu sein, dann lässt er es noch zwei Minuten ausjaulen und -faden. Und ein Video gibt’s auch nicht.
Aber ich steh auf diesen Typen. Jedenfalls auf seine Musik. War schon auf drei seiner Konzerte. Sein innovativ-melancholischer Sound. Und der Text, der tief bei mir einschlägt. Und wer kennt das nicht? Schlaflos wälzt man sich hin und her, verliebt, leidet, fragt sich warum – Mystery is loud -, und hofft darauf, dass irgendeine höhere Macht einem die Verliebtheit abnimmt, aber das passiert natürlich nicht:

I knew light
I met you in the dawn.
Now all the night I spend it alone.

Can you unravel that? Mystery is loud
How you can un-feel it? It’s crawling up the wall

 

Platz 2
ODESZA: Behind The Sun

Das US-amerikanische Electronica-Duo hat wieder einen rausgehauen: Sphärische Klänge zu sphärischen Bildern hinter der Sonne. Tipp: Eine Droge nach Wahl (Kaffee tut‘s auch schon), ganz laut, Video auf Vollbild und ab geht die Reise hinter die Vernunft.

 

Platz 1
Crippled Black Phoenix: Wyches And Basterdz

Die schwedisch-britische Art-Rockband bezeichnet ihre Songs gerne als Endtime Ballads. Bei Wikipedia heißt es: „Viele ihrer Stücke sind vergleichsweise lang und recht aufwändig gestaltet. Oft wird ihre Musik mit derjenigen der frühen Pink Floyd verglichen. Dieser Aufwand erfordert, für Live-Auftritte zusätzliche Musiker zu engagieren. Laut Greaves werden die Songs ohne Rücksicht auf die spätere Bühnentauglichkeit geschrieben, was trotz der Zusatzmusiker manchmal erfordere, das eine oder andere Stück nicht aufzuführen.“

Der antikommerzielle Duktus der Band wird auf dem vergangenen September veröffentlichten Album „Banefyre“ schon dadurch deutlich, dass drei Songs länger als 10 Minuten dauern. Thema und Text des etwa fünfminütigen Songs „Wyches And Basterdz“ ist nichts für sensible Zeitgenossen und die Schreie der verbrannten Hexe dringen bei 3:27 durch.

Ein Video zum Song gibts nicht, dafür das Album-Cover des Jahres. Und das kann man fünf Minuten betrachten und entdeckt viele grausige Details. Versprochen.